FDP-Bundesparteitag 1971
Koordinaten: 47° 59′ 12,7″ N, 7° 52′ 21,7″ O
Titel | 22. ordentlicher Bundesparteitag |
Ordnungsnummer | 22 |
Ort | Freiburg im Breisgau |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Halle | Stadthalle |
Beginn | 25. Oktober 1971 |
Dauer (in Tagen) | 3 |
Delegierte | 400 |
Den Bundesparteitag der FDP 1971 hielt die Freie Demokratische Partei vom 25. bis 27. Oktober 1971 in Freiburg ab. Es handelte sich um den 22. ordentlichen Bundesparteitag der FDP in der Bundesrepublik Deutschland.[1]
Verlauf und Beschlüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Parteitag begann mit einer Rede des Bundesvorsitzenden Walter Scheel, in der er eine Halbzeitbilanz der sozialliberalen Regierungsarbeit zog. An den folgenden drei Tagen wurde das neue Parteiprogramm diskutiert und beschlossen.
Ganz ähnlich wie beim ersten Parteitag in der südbadischen Stadt dreieinhalb Jahre früher wurde erneut eine wichtige Personalentscheidung getroffen. Denn erstmals installierten die Delegierten das Amt eines Generalsekretärs.
Außerdem beschloss man mit den „Freiburger Thesen“ ein neues Programm, welches das Berliner Programm von 1957 ablöste.[2] Darin waren wichtige sozial- und gesellschaftspolitische Themenfelder wie Eigentumsordnung, Mitbestimmung, Vermögensbildung und Umweltschutz (!) behandelt. Es stand ganz im Zeichen der durch die Studentenbewegung der späten 1960er Jahre ausgelösten politischen Diskurse und diente auch der Positionierung im Sinne der seit 1969 bestehenden sozialliberalen Koalition. Vor allem die von Werner Maihofer verfasste anspruchsvolle Einleitung wurde als Neupositionierung im Sinne eines sozialen und reformorientierten Liberalismus in der Tradition Friedrich Naumanns verstanden.[3] Karl-Hermann Flach, der neue FDP-Generalsekretär, hatte zwar nicht an der Formulierung der Freiburger Thesen mitgewirkt, aber kurz zuvor mit seiner Streitschrift „Noch eine Chance für die Liberalen“ ganz ähnliche Perspektiven für die FDP aufgezeigt.[4]
Der Freiburger Parteitag bekräftigte auf der einen Seite inhaltlich-programmatisch die Koalitionsbildung mit der SPD vom Oktober 1969, wurde aber zugleich auch als Aufbruch zu neuen liberalen Ufern empfunden. Diese Stimmung trug viel zum Erfolg bei den Bundestagswahlen vom November 1972 bei. Allerdings änderten sich bereits im Folgejahr im Zuge der „ersten Ölkrise“ ganz massiv die als zu optimistisch eingeschätzten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dieser Entwicklung trug die FDP 1977 mit einer „marktwirtschaftlichen Ergänzung“ der Freiburger Thesen in Form der „Kieler Thesen“ Rechnung, die auf dem FDP-Bundesparteitag im November 1977 verabschiedet wurden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der FDP-Bundesparteitage
- Bisherige Mitglieder des Bundesvorstandes seit 1949
- Freiburger Thesen
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Themenseite bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
- Ewald Grothe: 50 Jahre Freiburger Thesen: Ein Parteiprogramm zwischen Modell und Mythos. Veranstaltungen der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zum 50-jährigen Jubiläum am 21. und 27. Oktober 2021, Bericht vom 1. November 2021, abgerufen am 17. November 2021
- Freiburger Thesen zur Gesellschaftspolitik der Freien Demokratischen Partei (PDF; 3,1 MB)
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl-Hermann Flach: Die Zukunft der Liberalen. Rede auf dem Bundesparteitag der Freien Demokratischen Partei vom 25.–27. Oktober 1971 in Freiburg. o. O. 1971.
- Walter Scheel: Halbzeit. F.D.P. Information. 22. Ordentlicher Bundesparteitag Freiburg, 25.–27. Okt. 1971. Freiburg 1971.
- Rolf Zundel: FDP – Korrektiv oder Herausforderung für die SPD? Zum Freiburger Bundesparteitag. In: Die Neue Gesellschaft. 18 (1971), S. 880–882.
- Blick nach Freiburg. Zum Parteitag einer modernen FDP. In: Sozialdemokratischer Pressedienst, Jg. 1971, Heft 204, 25. Oktober 1971, S. 7.
- FDP-Parteitag. Bis die Linke einig ist. In: Der Spiegel, Nr. 45, 31. Oktober 1971.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Dittberner: Die FDP. Geschichte, Personen, Organisation, Perspektiven. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl., Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17494-5.
- Karl-Hermann Flach, Werner Maihofer und Walter Scheel: Die Freiburger Thesen der Liberalen. Rowohlt, Reinbek 1972, ISBN 3-499-11545-X.
- Peter Juling: Programmatische Entwicklung der FDP 1946 bis 1969. Einführung und Dokumente. Anton Hain Verlag, Meisenheim 1977, ISBN 3-445-01529-5.
- Heino Kaack: Zur Geschichte und Programmatik der Freien Demokratischen Partei. Grundriß und Materialien. Anton Hain Verlag, Meisenheim 1976, ISBN 3-445-01380-2.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Informationen aus: Archiv des Liberalismus (www.freiheit.org/content/archiv-des-liberalismus)(ADL), Bestand FDP-Bundesparteitage, A1-1.
- ↑ Freiburger Thesen auf der Webseite des Archivs des Liberalismus. Neuausgabe von 2021 online abrufbar.
- ↑ FDP-Parteitag: Bis die Linke einig ist. In: Der Spiegel. Nr. 45, 31. Oktober 1971.
- ↑ Karl-Hermann Flach: Noch eine Chance für die Liberalen oder die Zukunft der Freiheit. Eine Streitschrift. Frankfurt a. M. 1971; ders.: Die Zukunft der Liberalen. Rede auf dem Bundesparteitag der Freien Demokratischen Partei vom 25.–27. Oktober 1971 in Freiburg. o. O. 1971.